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Wie hängen Charakterstärken mit kognitiven Eigenschaften zusammen? Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Zusammenhänge zwischen Charakterstärken und fluider Intelligenz (d.h. die Fähigkeit, logisch zu denken und Probleme zu lösen) zu untersuchen. Dabei wurden verschiedene Arten der Messung von Charakterstärken (einschließlich Selbst- und Fremdberichten) und fluider Intelligenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verwendet.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Charakterstärken grösstenteils unabhängig von der fluiden Intelligenz sind, mit Ausnahme der Stärke «Liebe zum Lernen», die in allen Stichproben kleine, aber robuste positive Zusammenhänge mit der fluiden Intelligenz zeigte.

 

Die Forschungsaktivitäten zu Korrelaten von Charakterstärken haben in den letzten Jahren stetig zugenommen. Es ist jedoch nur sehr wenig über die grundlegenden Eigenschaften von Charakterstärken bekannt, wie z. B. ihre konzeptionelle Breite (enge versus breitere Stärken), ihre Polarität (unipolare versus bipolare Stärken) und ihr Auftreten (phasische versus tonische Stärken; d.h. Verhaltensweisen die immer gezeigt werden können oder nur in bestimmten Situationen). Diese Eigenschaften sind für die Operationalisierung von Charakterstärken und wahrscheinlich auch für entsprechende Interventionen relevant. In diesem Artikel wurden 249 Psycholog:innen gebeten, die Breite, Polarität und Ausprägung der 24 Charakterstärken zu bewerten. Die Ergebnisse liefern einen ersten Überblick über diese Eigenschaften und lassen auf eine beträchtliche Vielfalt in ihnen schließen. Die Analyse deutet darauf hin, dass die Inhaltsvalidität der Standardinstrumente zur Erfassung von Charakterstärken begrenzt sein könnte, da diese Vielfalt bei der Entwicklung dieser Instrumente offenbar nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

 

Viele Forschungsergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Charakterstärken für das Wohlbefinden im Allgemeinen, aber auch in verschiedenen Lebensbereichen (z.B. für Arbeitsleistung und Beziehungszufriedenheit). Studien haben auch gezeigt, dass Charakterstärken im Arbeits- und Privatleben unterschiedlich stark anwendbar sind, d.h. sie werden als unterschiedlich relevant wahrgenommen und im konkreten Verhalten unterschiedlich häufig gezeigt. Aber Lebensbereiche wurden bisher nicht berücksichtigt. Diese Studie zielt nun darauf ab, diese Lücke zu schließen, indem sie die Lebensbereiche Arbeit, Ausbildung, Freizeit, enge persönliche Beziehungen und romantische Beziehungen untersucht.

Es wurde untersucht, ob (a) das Zeigen von Charakterstärken über verschiedene Lebensbereich hinweg zusätzliche Varianz im Wohlbefinden erklärt, die über das „Besitzen» der jeweiligen Charakterstärke hinausgeht. Ausserdem wurden (b) Unterschiede in der Relevanz von Charakterstärken und stärkenbezogenem Verhalten über verschiedene Lebensbereichen hinweg betrachtet und untersucht, (c) wie diese mit Wohlbefinden zusammenhängen. Eine Stichprobe von 203 deutschsprachigen Erwachsenen (78,8 % weiblich; Durchschnittsalter = 29,4 Jahre) bearbeitete Fragebögen zu Charakterstärken und Wohlbefinden. Sie gaben ausserdem an, welche der fünf Lebensbereiche für sie persönlich relevant waren und berichteten für jeden Lebensbereich separat, als wie relevant sie die 24 Charakterstärken wahrnahmen und wie häufig sie diese im Verhalten zeigten.

Die Ergebnisse zeigen, dass (a) das Zeigen von Charakterstärken, gemittelt über alle relevanten Lebensbereiche, bei einigen Charakterstärken (z.B. Kreativität, Freundlichkeit und Fairness) über das „Besitzen“ der Charakterstärke hinaus mit Wohlbefinden zusammenhing. Verschiedene Lebensbereiche liessen sich (b) durch spezifische Profile von Charakterstärken charakterisieren – sowohl in Bezug auf ihre Relevanz als auch auf stärkenbezogenes Verhalten. Darüber hinaus zeigten (c) Charakterstärken und stärkenbezogenes Verhalten in verschiedenen Lebensbereichen substanzielle Korrelationen mit Wohlbefinden. In einigen Fällen waren diese Assoziationen bereichsspezifisch (z.B. war das Zeigen von Liebe zum Lernen im Bildungskontext mit einem höheren Mass an Wohlbefinden verbunden). Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass die Untersuchung von stärkenbezogenem Verhalten in verschiedenen Lebensbereichen eine lohnende Ergänzung zur Forschung zu Charakterstärken darstellt.

 

Die VIA-Klassifikation schlägt 24 Charakterstärken vor, die sechs Kerntugenden (Weisheit und Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässiigung und Transzendenz) zugeordnet sind. Drei neuere Studien überprüften diese Zuordnung von Charakterstärken zu Tugenden mit unterschiedlichen Methoden (z.B. Experten- und Laienratings) und unterstützten weitgehend die theoretischen Annahmen der VIA-Klassifikation. Allerdings wurde in diesen Studien noch nicht untersucht, inwiefern Charakterstärken und Tugenden innerhalb von Personen gemeinsam auftreten, also inwiefern z.B. eine Person mit hohe Ausprägungen in der Charakterstärke Neugier auch über hohe Ausprägungen in der Tugend Weisheit und Wissen verfügt. Ausserdem hatte diese Studie zum Ziel zu testen, inwiefern die Zusammensetzung der Charakterstärken mit der Wahrnehmung eines «guten Charakters“ zusammenhängt.

Die vorliegende Studie adressiert daher drei Forschungsfragen: (1) Wie treten Charakterstärken und Tugenden bei Individuen zusammen auf? (2.1) Wie hängt die Anzahl der Charakterstärken, die ein Individuum innerhalb einer Tugend besitzt, mit der Ausprägung der jeweiligen Tugend zusammen? (2.2) Wie hängt die Zusammensetzung der Charakterstärken eines Individuums mit der Einschätzung über dessen «guten Charakter» zusammen?

Daten aus verschiedenen Studien wurden genutzt, um eine Stichprobe von N = 1.241 Teilnehmern (70,1% weiblich, 897 gaben Auskunft über sich selbst, 344 gaben Auskunft über eine ihnen nahe stehende Person) im Alter von 18 bis 92 Jahren (Durchschnittsalter = 30,64 Jahre) zu erhalten. Alle Teilnehmer füllten Einschätzungen zu Charakterstärken und Tugenden aus.

Bezüglich (1) fand sich eine gute Übereinstimmung der Zusammenhänge zwischen Stärken und Tugenden und der VIA-Klassifikation: 22 von 24 Charakterstärken hingen mit der zugeordneten Tugend zusammen (Ausnahmen waren Hoffnung, die am höchsten mit der Tugend Mut zusammenhing, und Humor, der am höchsten mit der Tugend Menschlichkeit zusammenhing). In Bezug auf (2.1) fand sich insgesamt ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Stärken innerhalb einer Tugend und der Ausprägung der Tugend. In Bezug auf (2.2) fanden wir, dass diejenigen, die entweder (a) mindestens eine Charakterstärke in jeder Tugend oder (b) alle Charakterstärken in mindestens einer Tugend besassen, verglichen mit denjenigen, die dies nicht taten, höhere Ausprägung in „gutem Charakter“ zeigten.

Die vorliegenden Ergebnisse tragen zur Diskussion über die Struktur des Charakters bei: Innerhalb von Personen hängen Charakterstärken und Tugenden zusammen, dies zeigte sich über verschiedene Datenquellen hinweg. Die Zusammenhänge waren grösstenteils wie erwartet, und die Abweichungen waren konsistent mit Ergebnissen, die mit anderen Ansätzen gewonnen wurden.

 

Teamarbeit spielt in zahlreichen Berufen eine immer wichtigere Rolle spielt, und mehrere Studien konzentrierten sich auf die Auswirkungen der Teamzusammensetzung auf Arbeitsergebnisse. Neuere Forschungen haben auch vorgeschlagen, dass Charakterstärken und Teamrollen förderlich sind für Arbeitsergebnisse. Es gibt jedoch nur wenige Forschungsarbeiten über die Rolle von Charakterstärken oder Teamrollen auf der Ebene von Teams. In der vorliegenden Studie erweitern wir die theoretischen Annahmen der Teamrollen-Theorien auf die Untersuchung von Charakterstärken und positiven Teamrollen: Wir untersuchten die Zusammenhänge zwischen Charakterstärken und Teamrollen mit Arbeitsergebnissen auf der Ebene des Individuums (in Bezug auf Arbeitszufriedenheit und Arbeitsleistung) und auf der Ebene des Teams (d.h. Qualität der Teamarbeit und Teamleistung). Ferner untersuchten wir, wie die Teamzusammensetzung mit den Ergebnissen zusammenhängt, d.h. ob ausgewogene Teams (d.h. alle Teamrollen oder Charakterstärken sind im aktuellen Team vertreten) mit erwünschten Ergebnissen einhergehen und ob eine Überrepräsentation von Teamrollen oder Charakterstärken in einem Team (d.h. eine Teamrolle oder Charakterstärke wird durch mehrere Teammitglieder repräsentiert) mit unerwünschten Ergebnissen einhergeht. Wir untersuchten eine Stichprobe von 42 Teams (N = 284 Einzelpersonen), die Instrumente zur Erfassung von Teamrollen, Charakterstärken, Qualität der Teamarbeit, Arbeitszufriedenheit und selbst eingeschätzter individueller Arbeitsleistung und Teamleistung bearbeiteten. Darüber hinaus wurden Vorgesetztenbewertungen der individuellen Arbeitsleistung und der Teamleistung eingeholt. Die Ergebnisse bestätigten das Verhältnis von Teamrollen und Charakterstärken zu individuellen Ergebnissen, wie z.B., dass spezifische Rollen und Charakterstärken mit individueller Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit einhergehen. Darüber hinaus legten die Ergebnisse nahe, dass Teams, in denen mehr Teamrollen vertreten sind, über eine höhere Arbeitsleistung und Qualität der Teamarbeit berichten. Auch Teams mit einem höheren durchschnittlichen Niveau der Charakterstärken Teamarbeit und Fairness und Teams mit mehr Mitgliedern, mit hohen Ausprägungen in Fairness und Vorsicht, berichten über eine höhere Qualität der Teamarbeit. Darüber hinaus gibt es keine Hinweise darauf, dass zu viele Mitglieder mit einer bestimmten Charakterstärke nachteilige Auswirkungen auf die Qualität der Teamarbeit, die Arbeitszufriedenheit oder die Leistung haben.

 

folgt noch

 

Während zahlreiche Studien zeigen konnten, dass charakterstärkenbasierte Interventionen das Wohlbefinden zu steigern vermögen, gibt es dennoch zahlreiche offene Frage in der Forschung und Praxis zu diesem Thema. In diesem Artikel werden einige der wichtigsten offenen Fragen diskutiert und wichtige Aspekte für zukünftige Forschung aufgezeigt. Dazu gehören beispielsweise die Fragen, ob Interventionen generisch oder personalisiert sein sollen, welche der Charakterstärken man am ehesten in einer Intervention trainieren soll um die grössten Effekte zu erhalten, welche Rolle Signaturstärken spielen, ob Interventionen tatsächlich die individuellen Ausprägungen in den Charakterstärken verändern und wie man in der Praxis vorgehen soll bei der Auswahl von Interventionen.

 

In zwei Studien wurde die Annahme, dass Charakterstärken Tugenden ermöglichen, untersucht. In der ersten Studie überprüften wir, ob Verhaltensbeispiele von Laienpersonen, die ihre höchste Charakterstärke auf exzellente Weise ausübten, tatsächlich für die Untersuchung der Zuordnung von Charakterstärken zu Tugenden geeigneter ist, als Verhaltensbeispiele von Laienpersonen, die ihre am höchsten ausgeprägten Charakterstärke auf typische Weise oder ihre tiefst ausgeprägte Charakterstärke auf exzellente oder typische Weise ausübten.

Um das beschriebene Paradigma zu untersuchen, wurden 230 deutschsprachige Proband*innen dazu aufgefordert, Situationen zu beschreiben, in denen sie ihre individuell am höchsten bzw. am tiefsten ausgeprägte Charakterstärke auf exzellente oder typische Weise ausübten. Anschliessend bewerteten die Proband*innen in welchem Ausmass die Charakterstärken in der Situation ausgeübt wurde, und in welchem Ausmass die sechs Kerntugenden, Erfüllung, sowie intellektuelle und moralische Qualität gezeigt wurden. Es zeigte sich, dass Situationen von hoch ausgeprägten Charakterstärken, die auf exzellente Weise ausgeübt wurden, einerseits höhere Bewertung und andererseits differenziertere Bewertungen in den vorher erwähnten Aspekten erhielten als tief ausgeprägte Stärken, die typisch ausgeübt wurden. Das Paradigma konnte also bestätigt werden: Verhaltensbeispiele der am höchsten ausgeprägten Charakterstärke, die auf exzellente Weise ausgeübt wurden, eignen sich am besten für die Untersuchung der Zuordnung von Charakterstärken zu Tugenden.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen beurteilten andere Proband*innen (N =113) die Verhaltensbeispiele der am höchsten ausgeprägten Charakterstärken, die auf exzellente Weise ausgeübt wurden, bezüglich der sechs Tugenden. Die Ergebnisse zeigten, dass Charakterstärken Tugenden offenbaren können und die VIA Klassifikation (Peterson & Seligman, 2004) weitgehend bestätigt werden konnte. Lediglich die Charakterstärken Dankbarkeit, Vergebungsbereitschaft, Humor und Teamwork sollten in einer überarbeiteten Klassifikation der Tugend Menschlichkeit zugeordnet werden. Ebenso findet die Stärke Führungsvermögen zu mehreren Tugenden, nämlich Weisheit, Mut, Menschlichkeit und Gerechtigkeit, eine gute Passung. Diese Befunde stimmen auch mit vorhergehenden Studien (z.B. Ruch et al., 2019) überein.

 

In zwei Studien haben wir die Zuordnung der 24 Charakterstärken der VIA-Klassifikation zu den 6 Tugenden (d.h. Weisheit und Wissen, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mässigung und Transzendenz) getestet. In Studie 1 (N = 225) beschrieben die Teilnehmer Situationen, in denen sie ihre höchste Charakterstärke hervorragend einsetzten, und bewerteten jede dieser Situationen in Bezug auf die sechs Tugenden. In Studie 2 (N = 146) beurteilten die Teilnehmer, inwieweit jede Charakterstärke die sechs mit den Tugenden verbundenen Funktionen erfüllt. Die Ergebnisse konvergierten mit dem theoretischen Modell von Peterson und Seligman (2004) für die meisten der 24 Charakterstärken. Weitere Forschung mit verschiedenen Ansätzen wird vorgeschlagen, um eine alternative Zuordnung von Charakterstärken zur Tugend vorzuschlagen.

 

Interventionen, die Charakterstärken trainieren (stärkenbasierte Interventionen) stellen eine separate Gruppe der positiv-psychologischen Interventionen dar und haben einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und eine Reihe von weiteren positiven Variablen. Trotz der empirischen Befunde zu positiven Effekten sind die Mechanismen, die diese Effekte erklären könnten, noch weitgehend unbekannt. Die Anwendung stärkenbasierter Interventionen ist in verschiedenen Bereichen möglich, wie in Schulen, am Arbeitsplatz sowie in der Therapie und im Coaching. Abgesehen von einigen wenigen Befunden mangelt es jedoch an empirischen Studien, welche die Effekte stärkenbasierter Interventionen in einzelnen Anwendungsfeldern systematisch untersuchen. Für Forscher im Bereich Charakterstärken wie für die Anwender der Interventionen in der Praxis ist es ausserdem wichtig, eine gemeinsame Stärken-Sprache zu erarbeiten. Bei der Konzeption von neuen stärkenbasierten Interventionen und bei der Durchführung der entsprechenden empirischen Studien, sollten einige wichtigen Aspekte, wie die Passung zwischen Person und Intervention, berücksichtigt werden. Diese Aspekte können die Effektivität einer stärkenbasierten Intervention beeinflussen.

 

Zusammenfassung folgt

 

Im Kontext der Alterung der Bevölkerung ist die Untersuchung von Faktoren, die das Wohlbefinden und optimale Funktionieren im höheren Alter fördern, von grosser Relevanz. Charakterstärken können eine bedeutende Rolle für das gelingende Altern spielen, jedoch wurde ihr Zusammenhang mit Wohlbefinden im späteren Erwachsenenalter nur wenig erforscht. Diese Studie beabsichtigte nun, den Zusammenhang zwischen Charakterstärken und Lebenszufriedenheit von Person in der zweiten Lebenshälfte unter Berücksichtigung soziodemografischer Merkmale zu untersuchen.

Bezüglich des Zusammenhangs zwischen Charakterstärken und soziodemografischen Merkmalen hat sich gezeigt, dass ältere Personen über höhere Werte in den meisten Charakterstärken berichteten. Dies war vor allem der Fall bei den Charakterstärken Neugier, Selbstregulation und Dankbarkeit. Bei pensionierten Personen im Vergleich zu erwerbstätigen wurden tiefere Werte in den meisten Charakterstärken gefunden (für das Alter wurde kontrolliert). Dabei gab es zwei Ausnahmen: pensionierte Personen berichteten über höhere Werte in den Charakterstärken Bescheidenheit und Vorsicht. Personen, die mit einem Partner zusammenlebten hatten höhere Werte in den meisten Charakterstärken verglichen mit Alleinlebenden, den höchsten Wert berichteten sie bei der Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden. Alleinlebende Personen verzeichneten jedoch bei den Charakterstärken Kreativität, Tapferkeit und Sinn für das Schöne höhere Werte als zusammenlebende Personen. In Bezug auf den Zivilstand wurden nur wenige Zusammenhänge beobachtet, so berichteten verheiratete Personen über höhere Werte in den Charakterstärken Tatendrang, Liebe und soziale Intelligenz, jedoch über tiefere Werte in den Charakterstärken Ehrlichkeit und Freundlichkeit.

Im Weiteren wurde in dieser Studie der Beitrag der Charakterstärken an die Lebenszufriedenheit von Personen aufgeteilt in Subgruppen (nach soziodemografischen Merkmalen) untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Beitrag der Charakterstärken an die Lebenszufriedenheit mit dem Alter leicht abzunehmen scheint. Wiederum gab es zwei Ausnahmen: der Beitrag der Charakterstärken Bescheidenheit und Vorsicht an die Lebenszufriedenheit scheint mit dem Alter anzusteigen. Der Beschäftigungsstatus spielt auch eine Rolle. Der Beitrag der Charakterstärken zur Lebenszufriedenheit ist höher bei pensionierten als erwerbstätigen Personen. Dies gilt vor allem für die Charakterstärken Neugier, Freundlichkeit, Teamwork, Bescheidenheit, Vorsicht, Selbstregulation, Sinn für das Schöne und Dankbarkeit. Des Weiteren war der Beitrag der Charakterstärken an die Lebenszufriedenheit grösser bei alleinlebenden als zusammenlebenden Personen, dies galt für viele Charakterstärken. Bezüglich des Zivilstands wurden keine Unterschiede im Beitrag der Charakterstärken an die Lebenszufriedenheit gefunden.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Charakterstärken besonders wichtig für die Lebenszufriedenheit von pensionierten und alleinlebenden Personen sein können. Generell können Charakterstärken eine wichtige Ressource für höheres Wohlbefinden im Alter darstellen und Anpassungsprozesse im Alter unterstützen.

 

Dieser Artikel befasst sich mit der zeitlichen Stabilität von Charakterstärken und deren Zusammenhängen mit Wohlbefinden. Von Charakterstärken wird angenommen, dass diese einerseits relativ stabil über die Zeit und verschiedene Situationen hinweg sind, als auch dennoch veränderbar wie z.B. durch Interventionen oder Kultivierung. Bisher wurde jedoch noch nie untersucht, ob Stärken auch über längere Zeiträume von mehreren Jahren hinweg stabil sind. Frühere Studien haben ebenso gezeigt, dass diejenigen Personen, die über höhere Ausprägungen in Charakterstärken berichten, auch über höheres Wohlbefinden berichten. Bislang war jedoch noch unklar, ob wenn die Ausprägung in einer Charakterstärke ansteigt, auch das Wohlbefinden ansteigt.

Zwei Stichproben bearbeiteten innerhalb von 2 bzw. 3.5 Jahren einen Fragebogen zu Charakterstärken, sowie zu Wohlbefinden, Gesundheit und Krankheit. Die Resultate zeigen, dass Charakterstärken auch über diese Zeitperioden hinweg relativ stabil sind, aber auch dass es Unterschiede zwischen den einzelnen Charakterstärken hinsichtlich ihrer Stabilität gibt, was möglicherweise Hinweise auf deren Veränderbarkeit, wie zum Beispiel durch Interventionen, geben könnte: So zeigte sich beispielsweise, dass Stärken wie Humor, aber auch Vorsicht und Spiritualität möglicherweise veränderbarer sind als andere Stärken (wie z.B. Kreativität, Neugier oder Urteilsvermögen). Schliesslich konnte auch gezeigt werden, dass Veränderungen in Charakterstärken auch mit Veränderungen in Einschätzungen zum Wohlbefinden, Gesundheit und Krankheit einhergehen, wobei sich die stärksten Zusammenhänge für die Stärken Enthusiasmus, Hoffnung, und Neugier ergaben.

 

Die vorliegende Studie befasste sich mit der Rolle von 24 Charakterstärken am Arbeitsplatz. Charakterstärken sind positive und moralische Eigenschaften, die mit verschiedenen Indikatoren des Wohlbefindens (wie Lebenszufriedenheit und positive Gefühle) einhergehen. Bisherige Forschung konnte auch zeigen, dass Charakterstärken sowie deren Ausübung mit positiven arbeitsbezogenen Folgen einhergehen (z.B. mehr Erleben der Arbeit als Berufung und mehr Arbeitszufriedenheit). In der vorliegenden Studie wurden diese Ergebnisse erweitert, in dem eine grosse Stichprobe von 12,499 Arbeitnehmenden befragt wurde. Diese unterschieden sich sowohl in ihren Berufen (Krankenschwestern und -pfleger, Ärzte und Ärztinnen, Vorgesetzte, Büroarbeitende, klinische Psychologen und Psychologinnen, Sozialarbeitende, Ökonomen und Ökonominnen sowie Lehrpersonen an Sekundarschulen) als auch in ihrem Alter (von 18 bis 61+ Jahren) unterschieden.

Die Ergebnisse zeigten, dass fünf Charakterstärken, Enthusiasmus, Hoffnung, Neugier, Bindungsfähigkeit und Dankbarkeit, am stärksten mit Arbeitszufriedenheit zusammenhingen. Diese fünf Stärken werden auch als die „Happiness strengths“ bezeichnet, da sie auch hohe Zusammenhänge mit anderen Indikatoren des Wohlbefindens zeigten. Zudem zeigten die Charakterstärken eine Tendenz, höhere Zusammenhänge mit subjektiven Aspekten der Arbeitszufriedenheit (wie z.B. Resignation oder Kündigungsabsicht) als mit eher objektiven Arbeitsbedingungen (wie z.B. Bezahlung und Führung). Zudem gab es bei einzelnen Berufsgruppen einzelne Stärken, die für die Arbeitszufriedenheit besonders relevant waren. So war z.B. bei Ärzte und Ärztinnen, Vorgesetzten, Sozialarbeitenden und Ökonomen und Ökonominnen besonders die Stärke Durchhaltvermögen wichtig und bei Krankenschwestern und -pflegern, Lehrpersonen und klinische Psychologen und Psychologinnen die Stärke Teamwork. Auch in verschiedenen Altersgruppen zeigten sich Unterschiede in den Stärken, die besonders relevant für die Arbeitszufriedenheit waren. Bei jüngeren Arbeitnehmenden waren insbesondere Enthusiasmus, Durchhaltvermögen, Teamwork und Spiritualität wichtig, während bei älteren Arbeitnehmenden eher Tapferkeit, Weitsicht und Bindungsfähigkeit wichtig waren.

Insgesamt zeigte die Studie, dass bestimmte Stärken (Enthusiasmus, Hoffnung, Neugier, Bindungsfähigkeit und Dankbarkeit) allgemein für Arbeitszufriedenheit, unabhängig von Beruf und Alter, relevant sind. Gleichzeitig zeigten sich jedoch auch systematische Unterschiede bei einzelnen Berufen und Altersgruppen, die jeweils durch weitere relevante Stärken gekennzeichnet waren. Die vorliegenden Befunde können somit helfen, spezifische stärkenbasierte Interventionen am Arbeitsplatz zu entwickeln und anzuwenden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen (z.B. Erhöhung der Zufriedenheit und Reduktion von Stress).